Über die Gesellschaft für Neue Phänomenologie

Die Gesellschaft für Neue Phänomenologie tritt ein für eine Form der Philosophie, die nicht nur in der Auslegung von Texten klassischer Phänomenologen ihr Genüge findet. Sie versucht, eine aktive Form systematischer philosophischer Forschung zu fördern, die sich zutraut, selbst etwas zu entdecken, statt sich nur ängstlich an die großen Vaterfiguren zu klammern. Damit soll nicht einer frohen Uninformiertheit das Wort geredet werden, der vieles neu zu sein scheint, weil sie es mit dem Studium der Überlieferung nicht so genau nimmt.

Es wird vielmehr ein Darstellungs- und Diskussionsstil gefördert, der die eigene Beobachtung und die alltägliche Erfahrung ernst nimmt. Denn die Blässe und der Eindruck der Irrelevanz, der sich angesichts der zeitgenössischen Philosophie so oft aufdrängt, rührt nicht selten daher, daß die Gegenstände der Forschung gerade nicht aus dem Alltag kommen, sondern aus den Laboratorien der Naturwissenschaftler, aus einer Welt der Spezialisten, die nur wenigen zugänglich ist. Dasjenige, was uns das nächste ist, ist der Philosophie in eigenartiger Weise fremd geworden. Als ob es peinlich und banal wäre, über sichtbare Dinge zu sprechen statt über Elementarteilchen! Oder über den spürbaren Leib statt über die Aktivität von Nervenzellen!

Die Kultur des Beispiels als philosophischer Prüfinstanz soll wieder gepflegt werden. Ihr ist eine neuartige Klarheit des Begriffs an die Seite zu stellen. Denn auch die Kunst der Begriffsbildung ist, obwohl sie sich in den letzten Jahrzehnten unter dem Einfluß der analytischen Philosophie immer weiter verfeinert hat, heruntergekommen. Ein philosophischer Begriff ist ein Wort, das so genau erklärt ist, daß man zu klaren Sätzen und konstruktiven Diskussionen kommt.
        
Die Gesellschaft für Neue Phänomenologie versteht sich als Plattform, von der eine neue Phase phänomenologischer Forschung starten kann. Um die Fehler der alten Phänomenologen zu vermeiden, ist sie auch auf Beteiligung und Kritik gerade von denjenigen angewiesen, die nicht nur dem Umfeld der Phänomenologie entstammen oder ihm skeptisch gegenüberstehen.

In der Gesellschaft für Neue Phänomenologie ist deshalb die philosophische Diskussion wesentlich interdisziplinär und interkulturell orientiert. Entsprechend vielseitig sind die Arbeitsgebiete unserer Mitglieder. Neben Philosophie sind gegenwärtig die Medizin (Allgemeinmedizin, Psychiatrie, Orthopädie) Psychologie, Psychotherapie, Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaft, Kunstwissenschaft, Literaturwissenschaft, Geschichte, Pädagogik, Physik, Biologie, Biochemie, Geographie, Ethnologie, Orientalistik (Sinologie, Japanologie, Indologie) und andere Gebiete vertreten.

Die Gesellschaft für Neue Phänomenologie (GNP) wurde 1992 in Kiel gegründet. Sie veranstaltet jährlich im April (zuletzt in Rostock) eine öffentliche Tagung (Symposion), auf denen aktuelle Beiträge diskutiert werden und vor allem neue Ideen ein interessiertes und aufgeschlossenes Forum finden. In einer Buchreihe werden die Symposien dokumentiert und darüber hinaus Monographien mit den neuesten Forschungsergebnissen der Neuen Phänomenologie publiziert.

Die Mitglieder der GNP kommen gegenwärtig neben Deutschland aus China, Grossbritannien, Japan, Niederlande, Dänemark, Österreich, Polen, Schweiz und U.S.A.