VI. Symposion
Thema der Tagung:
Symptom und Phänomen
Informationstext zum Tagungsthema
Mit dem Tagungsthema »Symptom und Phänomen« reagieren wir auf das in der Medizin, vor allem in den psychiatrisch-psychosomatischen Fächern verbreitete Unbehagen gegenüber dem Reduktionismus neuerer Klassifikationsschemata. Die Skepsis zielt im Kern auf die Frage, was an diagnostisch und therapeutisch relevanten Erkenntnissen verloren geht, wenn der Arzt seinen Gesamteindruck von der Erscheinung des Patienten, also den phänomenalen Gehalt, auf einzelne Symptome reduziert, um diese dann vorgegebenen operationalisierten Merkmalen zuzuordnen. Denn eine Neurose oder Schizophrenie hat man nicht nur, man ist sie auch, das heißt: die ganze Daseinsweise ist betroffen.
Das Anliegen der Tagung ist es, die im Rahmen der Neuen Phänomenologie in philosophischer Klärungsarbeit gewonnenen Begriffe den Einzelwissenschaften, hier speziell der Medizin, als Anregung zur Diskussion zu stellen.
Für dieses Thema fruchtbar sind insbesondere die sogenannten vielsagenden Eindrücke und der Begriff der Situation in Zusammenhang mit leiblichem Spüren, Atmosphären und Gefühlen. Darüber hinaus sollen aus phänomenologischer Perspektive ganzheitlich wirkende therapeutische Ansätze wie Gespräch, Musik und Bewegung vorgestellt werden. Schließlich bietet die Tagung Medizinern einen Überblick zum Thema leibphänomenologische Aspekte der Diabetes-Therapie.
Tagungsprogramm des VI. Symposions
vom 24.–26. April 1998
Freitag, den 24. April 1998
Tagungsort: Hotel Kieler Yacht Club,
Hindenburgufer 70, 24105 Kiel
19.00 Uhr
Eröffnung des Tagungsbüros
20.00 Uhr
Befinden und Befund in der Medizin
– Podiumsdiskussion –
Prof. Dr. Michael Berger, Düsseldorf (Diabetologe)
Prof. Dr. Wolfgang Blankenburg, Marburg (Psychiater)
PD Dr. Martin Driessen, Lübeck (Psychiater)
Prof. Dr. Hermann Schmitz, Kiel (Philosoph)
Reinhard Kahl, NDR Hamburg (Moderation)
Anschließend: Diskussion mit dem Publikum
Samstag, den 25. April 1998
9.00–10.00 Uhr
Eröffnung des Symposions
durch den Präsidenten der GNP
Begrüßung durch Prof. Dr. Bernhard Schmaltz, Dekan der Philosophischen Fakultät der CAU Kiel
Vorstellung der Gesellschaft für Neue Phänomenologie durch Dr. phil. Hans Werhahn, Vizepräsident der GNP
Einführung in das Tagungsthema
durch Dr. med. Dirk Schmoll, Berlin
A. Themenblöcke
I. Phänomen, Merkmal und Symptom:
Diagnostische Konzepte in der Diskussion
10.00–10.45 Uhr
Prof. Dr. Hermann Schmitz, Kiel (Philosoph)
Was ist ein Phänomen?
10.45–11.30 Uhr
Prof. Dr. Gisela C. Fischer, Hannover (Allgemeinmedizinerin)
Diagnostisches Denken in der Medizin
11.30–12.00 Uhr
Kaffeepause
12.00–12.45 Uhr
Prof. Dr. Alfred Kraus, Heidelberg (Psychiater)
Phänomenologisch-anthropologische Aspekte
der Diagnose und Klassifikation in der Psychiatrie
12.45–13.30 Uhr
Dr. Thomas Reuster, Dresden (Psychiater)
Rings der Beobachtung. Integrationsprobleme
der psychiatrischen Arbeit
13.30–15.00 Uhr
Mittagspause
II. Der Begriff der Situation:
Überlegungen zur Pathogenese
15.00–15.45 Uhr
Dr. Michael Großheim, Rostock (Philosoph)
Situationen im Verständnis der Neuen Phänomenologie
15.45–16.30 Uhr
Prof. Dr. Michael Schmidt-Degenhard, Heidelberg (Psychiater)
Interpretative Situageneseforschung
16.30–17.00 Uhr
Kaffepause
17.00–17.45 Uhr
Prof. Hans Stoffels, Berlin (Psychiater)
Situationskreis und Situationstherapie
17.45–18.30 Uhr
Dr. Andrea Moldzio, Hamburg (Ärztin)
Zum Problem der persönlichen Situation und
Kommunikation des Schizophrenen
Pause
19.30–20.00 Uhr
Prof. Dr. Tadashi Ogawa, Kyoto (Philosoph)
Mannigfaltige Erscheinungsweise der Leiblichkeit
Möglichkeit zum Beisammensein für alle Teilnehmer des Symposions im Restaurant des Kieler Yacht Clubs
Sonntag, den 26. April 1998
III. Leiblichkeit und Personalität:
Ansätze zur Therapie
9.00–9.45 Uhr
Dipl.-Psych. Gabriele Marx, Hamburg (Psychotherapeutin)
Leiblichkeit und Personalität. Anregungen der
Neuen Phänomenologie für die Psychotherapie
9.45–10.30 Uhr
Michael Holzheimer, Berlin (Dipl.-Musiktherapeut)
Wie wirkt Musik als Therapie?
10.30–11.00 Uhr
Kaffeepause
11.00–11.45 Uhr
Dr. Alexander Risse, Dortmund (Internist)
Leibphänomenologische Aspekte der Diabetes-Therapie
11.45–12.30 Uhr
Dr. Dirk Schmoll, Berlin (Psychiater)
Argumente für eine leibzentrierte Behandlung von Schizophrenen
12.30–14.30 Uhr
Mittagspause
B. Einzelvorträge
14.30–15.15 Uhr
Dr. Shinji Kajitani, Kyoto (Philosoph)
Die Grundideen der Lebenspflege durch Ishimpô
15.15–16.00 Uhr
Dr. Thomas Fuchs, Heidelberg (Psychiater)
Scham, Schuld und Leiblichkeit. Zur Phänomenologie und Psychopathologie reflexiver Affekte
16.00–16.30 Uhr
Kaffeepause
16.30–17.15 Uhr
Dr. Eckhard Frick, München (Psychoanalytiker)
»Zweifühlung« (Jakob Levy Moreno)
Von Heideggers phänomenologischer Kritik des psychoanalytischen Zeichenbegriffs zur psychodramatischen Begegnung
17.15–18.00 Uhr
Dipl.-Soz. Michael Huppertz, Darmstadt (Psychiater)
Zur Phänomenologie der beginnenden Schizophrenie
Anschließend: Verabschiedung und Kaffee
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