XIX. Symposion
Form, Farbe, Materialität. Phänomenologie des Wahrnehmens
Vom 15. bis 17. April 2011 fand an der Hochschule für Musik und Theater Rostock das jährliche Symposion der Gesellschaft für Neue Phänomenologie statt. Das Programm zum Download finden Sie hier.
Informationstext zum Tagungsthema
Technische Entwicklungen wie Fernrohr oder Mikroskop haben zu allen Zeiten die Koordinaten der Wahrnehmung verschoben. Mit der massenhaften Ausbreitung elektronischer Medien stellt sich das Verstehen der menschlichen Wahrnehmung heute mit Nachdruck als Aufgabe der Selbstfindung in einer Welt steigender Abstraktionen: imaginäre Bilderwelten, virtuelle „Spiel“-Räume und irreale Simulationen schaffen Situationen des Erlebens, die zum einen entsinnlicht, zum anderen aber auch hyperversinnlicht sind. Das subjektive Wahrnehmungsvermögen wird damit zu einem aktuell bedeutsamen Thema der Forschung, genaues Wahrnehmen-können aber auch zu einer Aufgabe der Selbstkultivierung. In der Vielfalt wissenschaftlicher Wahrnehmungstheorien bieten zwei Modelle Erklärungs- und Verstehensangebote an, die in einem erkenntnistheoretisch polaren Spannungsverhältnis zueinander stehen. Während sich die neurophysiologische Forschung High-Tech-gestützter Untersuchungsmethoden bedient, um physikalische und biochemische Systemzusammenhänge zu analysieren, wendet sich die Neue Phänomenologie dem lebensweltlichen Wahrnehmen zu. Sie hält dafür ein differenziertes Beschreibungsmodell bereit. Auf der Seite des Wahrgenommenen findet sie primär Situationen, die Mannigfaltiges durch eine binnendiffuse, nicht ins Einzelne durchgegliederte Bedeutsamkeit integrieren. Damit widerspricht sie grundsätzlich der verbreiteten Projektionstheorie, nach der alle Bedeutungen aus subjektiven Interessen, Bestrebungen oder der Macht sozialer Apparate in das Wahrgenommene hineingelegt werden. Auf der Seite des Wahrnehmens geht sie von der Dynamik des spürbaren Leibes aus, der weder eine Seele noch der sicht- und tastbare Körper ist. Die Brücke zwischen beiden Seiten schlägt sie durch eine differenzierte Theorie der leiblichen Kommunikation. Die Tagung rückt die Frage in den Mittelpunkt, welchen aktuellen Beitrag die Neue Phänomenologie zum Verstehen des Wahrnehmens leisten kann.
Tagungsort
Hochschule für Musik und Theater Rostock
Beim St.-Katharinenstift 8, 18055 Rostock
Kammermusiksaal
Weitere Nachfragen zur Anreise können sie gerne an das Sekretariat der GNP stellen.
Tagungsgebühr
Eintritt frei. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig.
Tagungsprogramm
Freitag, 15. April 2011
ab 15.45 Uhr
Eröffnung des Tagungsbüros
16.00 - 18.00 Uhr
Wertkstattgespräch mit Prof. Hermann Schmitz
20.00 - 22.00 Uhr
Podiumsdiskussion
"Modelle der Wahrnehmung"
Teilnehmer:
Prof. Dr. Hans J. Markowitsch, Bielefeld (Psychologe)
Prof. Dr. Rainer Mausfeld, Kiel (Psychologe)
Prof. Dr. Dr. h.c. Siegfried J. Schmidt, Münster (Kommunikationswissenschaftler)
Prof. Dr. Hermann Schmitz, Kiel (Philosoph)
Moderation:
Prof. Dr. Michael Großheim, Rostock (Philosoph)
Samstag, 16. April 2011
9.30 - 11.00 Uhr
Eröffnung der Tagung durch Prof. Dr. phil. Dr. h.c. mult. Hans Jürgen Wendel (Präsident der GNP)
Einführung in das Tagungsthema durch Prof. Dr. Michael Großheim, Rostock
Prof. Dr. Hermann Schmitz, Kiel
"Wahrnehmung als Verhältnis"
11.00 - 11.30 Uhr
Pause
11.30 - 12.30 Uhr
Prof. Dr. Jürgen Hasse, Frankfurt
"Fundsachen der Sinne"
12.30 - 14.00 Uhr
Mittagspause
14.00 - 15.00 Uhr
Dr. Kerstin Andermann, Lüneburg
"Wahrnehmungskraft. Lebendigkeit als ästhetische Kategorie"
15.00 - 15.15 Uhr
Pause
15.15 - 16.15 Uhr
Prof. Sigurd Rompza, Saarbrücken
"Künstlerische Reflexionen im Hinblick auf eine rezeptionsorientierte Kunst"
16.15 - 16.45 Uhr
Pause
16.45 - 17.45 Uhr
Dr. Mins Minssen, Kiel
"Gesammelte Anregungen für eine phänomenologische Materialprüfung gegenüber Dingen und Prozessen in Natur, Technik und Kunst
17.45 - 18.00 Uhr
Pause
18.00 - 19.00 Uhr
Dr. Stefan Volke, Freiburg
"Farberscheinungen als Leitphänomene und Begriffsfigur - Über David Katz' Unterscheidung von Oberflächen- und Flächenfarben
Sonntag, 17. April 2011
9.00 - 10.00 Uhr
Steffen Kluck, M.A., Rostock
"Enttäuschte Wirklichkeit. Phänomenologische Überlegungen"
10.00 - 10.30 Uhr
Pause
10.30 - 11.30 Uhr
Prof. Dr. Rainer Mausfeld, Kiel
"Beobachtungen und Überlegungen zum Wahrnehmungsattribut 'real'"
11.30 - 12.00 Uhr
Pause
12.00 - 13.00 Uhr
Dr. David Espinet, Freiburg
"Auf das Lied der Erde hören. Das akustische Modell und Heideggers Phänomenologie der Wahrnehmung"